Die Bewegungskrankheit hat viele Namen: Seekrankheit, Reisekrankheit, Motion Sickness oder Kinetose. Sie kann bei der Fortbewegung auf See, im Auto und Bus, im Flugzeug, beim Reiten, beim Skilaufen, in der Raumfahrt und sogar bei einer Fahrt mit der Hochschaubahn auftreten. Besonders gefährlich ist die Seekrankheit an Bord eines Schiffes. Denn sie führt schnell zu einer Beeinträchtigung der Wahrnehmung, die so verursachte Handlungsunfähigkeit kann zum Sicherheitsproblem für die Crew werden.
Die Reiseübelkeit ist weit verbreitet
Rund ein Drittel der Menschheit ist von der Bewegungs- oder Seekrankheit betroffen. Besonders Frauen und Männer unter 30 Jahren leiden daran. Selbst 20% aller professionellen Seeleute, etwa bei der Marine und auf Seenotkreuzern, werden seekrank. Sie sind damit in guter Gesellschaft, denn auch Odysseus, aus der griechischen Mythologie, soll unter Seekrankheit gelitten haben, ebenso wie der römische Philosoph Cicero, der britische Admiral Nelson oder der österreichische Admiral Tegetthoff.
Die Müdigkeit ist das erste Anzeichen
Die Symptome einer Reise- oder Seekrankheit beginnen mit Müdigkeit und Gähnen, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Lethargie und erhöhtem Schlafbedürfnis. In der Folge werden diese Anzeichen stärker: kalter Schweiß, Blässe, fahle Gesichtsfarbe, Wärme- und Kältegefühl, Mattigkeit, Hyperventilation, schneller Pulsschlag, niedriger Blutdruck, Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen, Schwindel in manchen Fällen. Speziell auf See, kann es sogar zu Suizidgedanken kommen.
Für die Intensität der Reisekrankheit existieren verschiedene Abstufungen: 20.029 Passagiere auf 114 Reisen auf 9 Schiffen machten folgende Erfahrungen: 7 % mussten erbrechen, 4 % fühlten sich absolut elend, 4 % fühlten sich ziemlich krank, 21 % fühlten sich leicht unwohl, 36 % litten unter Seekrankheit.
3.256 Buspassagiere machten folgende Erfahrungen: 1,7 % mussten erbrechen, 12,8 % litten unter Übelkeit, 28,4 % fühlten sich schlecht, 42,9 % litten unter Reisekrankheit, wobei ¾ der Passagiere keine Sicht nach vorne hatten.
So entsteht die Übelkeit auf Reisen
Lange Zeit wurde angenommen, dass die Reisekrankheit mit der optischen Wahrnehmung zusammenhängt, jedoch leiden auch Blinde an der Übelkeit – bis britische Forscher herausfanden, dass gehörlose Menschen, bei denen das Innenohr geschädigt ist, gegen die Reisekrankheit immun sind. Bei der Seekrankheit senden Muskulatur, Gelenke und Gleichgewichtsorgan Signale, die nicht zum optischen Eindruck passen. Mit anderen Worten: Die Augen nehmen einen unbeweglichen Raum, zum Beispiel eine Kabine am Schiff oder den Innenraum eines Autos wahr. Der Körper spürt aber die Bewegungen durch die Fahrt. Diese widersprüchlichen vestibulären, visuellen und somatosensorischen Informationen lösen Stress aus. Das führt dazu, dass große Mengen an Histamin frei werden.